In 5 Schritten zu einer guten Fehlerkultur

Mit einer guten Fehlerkultur bekommt man eine höhere Motivation im Team und bessere Arbeitsergebnisse. Aber wie kommt man da hin?...
Frau am Arbeitsplatz mit schlechter Fehlerkultur, die nicht weiter weiß

In diesem Blogpost beschreibe ich zuerst, was mit einem Menschen passiert, wenn er Fehler macht, wie die Führungskraft damit umgehen kann und was das für Folgen hat.

Dann beschreibe ich, wie eine Fehlerkultur im Team schrittweise entwickelt werden kann, denn es funktioniert nicht, direkt von „0“ auf „100“ zu gehen.

1. Einführung

a. Welcher Fehler-Typ sind Sie?

Ich habe hier einen Mini-Test für Sie:

Wenn jemand im Team einen Fehler macht,

Natürlich gibt es noch viel mehr Möglichkeiten, mit Fehlern umzugehen. Mit dem kleinen Test will ich die Bandbreite zeigen, die möglich ist.

b. Fehler verursachen Stress

Unabhängig davon, wie Sie sich verhalten würden, passiert mit einer Person, die einen Fehler macht, folgendes:

In dem Moment, in dem der Fehler bemerkt wird, entsteht Stress. Der Fehler ist der Person peinlich, es entsteht ein Schamgefühl. Die Person stellt sich die Folgen des Fehlers vor, überlegt, wie schlimm es ist. Dadurch vergrößert sich der Stress noch mehr.

Was bei Stress im Hirn und im Körper passiert, wird in diesem YouTube-Video sehr gut veranschaulicht:

c. Ist Stress hilfreich oder schädlich?

Grundsätzlich ist Stress erstmal nicht schädlich. Wie im Video zu sehen, steigt durch Stress die Aufmerksamkeit und die Konzentrationsfähigkeit. Dieser Effekt wird sogar von Trainern und Lehrern genutzt, die wissen, dass Lernen bei leicht erhöhtem Stress leichter fällt.

Wenn der Stress allerdings zu stark wird, fällt das klare Denken schwer. Der Organismus ist dann zu sehr mit physischen Prozessen beschäftigt, die auf Angriff und Verteidigung hinauslaufen. Das Gehirn wird nicht mehr so stark mit Blut und Sauerstoff versorgt.

d. Was hat Stress mit Fehlern zu tun?

Wenn ein Teammitglied einen Fehler macht, erhöht sich bei ihm der Stresslevel automatisch. Es ist nicht nötig, dass die Führungskraft (oder jemand anderes) den Stress noch verstärkt. Deswegen hilft Schimpfen und Toben nicht weiter.

Viel besser ist es, dem Teammitglied Unterstützung anzubieten und Vertrauen aufzubauen, damit es sich sicher fühlt und der Stresslevel wieder sinkt.

Nun geht es darum, wie man am besten mit Fehlern umgeht und wie man schrittweise eine gute Fehlerkultur entwickeln kann.

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    2. In fünf Schritten zu einer gu­ten Feh­ler­kul­tur

    Eine gute Fehlerkultur kann man schwer von „0“ auf „100“ einführen. Die Teammitglieder würden sich über die plötzliche Kehrtwende wundern.

    Vielleicht werden sie sogar skeptisch und vermuten, dass sich die neuen Ideen bald wieder in Luft auflösen. Zumindest würden sie erstmal beobachten, was passiert und abwarten, statt mitzumachen.

    Besser ist es, Schritt für Schritt vorzugehen und dem Team Zeit zu geben, mit der Veränderung Schritt zu halten.

    Schritt 1:
    Fehler im persönlichen Gespräch konstruktiv ansprechen

    Sprechen Sie mit der Person, die den Fehler verursacht hat, und hören Sie sich in Ruhe an, was sie zu dem Fehler denkt. Bieten Sie Unterstützung an, den Fehler zu bereinigen.

    Ihr Teammitglied hat die Möglichkeit, die eigene Sicht der Dinge darzustellen und sich alles von der Seele zu reden. Dabei reflektiert sie die Situation und der erste Schritt, um aus dem Fehler zu lernen ist getan.

    Was ist das Ergebnis?

    Sie können die Hintergründe und Ursachen des Fehlers nachvollziehen. Sie erfahren, ob der Fehler durch Entscheidungen Ihres Teammitgliedes passiert ist oder durch grundsätzliche Prozesse und Regeln, die für alle gelten. So können Sie entscheiden, ob eventuell Prozesse oder Regeln geändert werden müssen.

    Durch Ihr Zuhören kann das Teammitglied Stress abbauen und gemeinsam finden Sie einen Weg, um den Fehler zu bereinigen.

    Schritt 2:
    Fehler im Team konstruktiv ansprechen

    Schauen Sie bei Fehlern nicht auf das „Wer“ oder „Warum“, sondern überlegen Sie gemeinsam mit dem Team, was alle zusammen aus der Situation lernen können und wie so ein Fehler künftig vermieden werden kann.

    Was ist das Ergebnis?

    Wenn Sie das ganze Team einbeziehen, um den Fehler zu bereinigen, erhöhen Sie den Lerneffekt, denn alle beteiligen sich daran, eine Lösung zu finden.

    Gleichzeitig sehen alle und nicht nur die Person, die den Fehler verursacht hat, dass Sie den Fehler begrüßen und nicht den Verursacher suchen, um ihn zu beschuldigen.

    Dadurch fühlen sich die Teammitglieder sicherer. Sie verstehen, dass sie nichts zu befürchten haben, wenn einmal etwas schief läuft und gehen offener mit solchen Situationen um.

    Das gesamte Team traut sich mehr zu, wird selbstsicherer und damit leistungsfähiger und kreativer.

    Schritt 3:
    Dem Team Ihr Vorgehen erklären

    Erklären Sie Ihrem Team, dass bei Ihnen Fehler willkommen sind.

    Sie zeigen, dass jemand den Mut hatte, ein Risiko einzugehen und dass er oder sie gehandelt hat, statt zu zögern. Ganz nach dem Motto: „Wo gehobelt wird, fallen auch Späne!“

    Außerdem sind Fehler eine gute Gelegenheit zum Lernen und diese wollen Sie künftig nutzen, um als Team daraus zu lernen.

    Bitten Sie Ihre Leute, künftig im Team offen über Fehler zu sprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, um das evtl. entstandene Problem zu beseitigen.

    Was ist das Ergebnis?

    Nach der Erfahrung in Schritt 1 und Schritt 2 merken Ihre Leute, dass Sie es ernst meinen mit der Fehlerkultur.

    Erklären Sie allen gleichzeitig, warum Sie ab jetzt anders mit Fehlern umgehen.

    Dadurch wird Ihr Verhalten für alle transparent und nachvollziehbar und die Teammitglieder können sich auf die Veränderung einstellen.

    Schritt 4:
    Fehler-Reflektion institutionalisieren

    Setzen Sie einen Punkt wie „Fehler-Denkpause“ fest auf die Agenda Ihres Teammeetings und bitten Sie Ihre Leute regelmäßig, von ihren Fehlern zu erzählen.

    Der- oder diejenige, die beginnt, bekommt Applaus.

    Dann besprechen Sie den Fall, und nennen drei Dinge, die das Teammitglied in der Situation gut gemacht hat.

    Und halten Sie für alle fest, was das Team aus dem Fehler gelernt hat und was künftig verändert wird.

    Was ist das Ergebnis?

    Das Besprechen von Fehlern und das Lernen aus den Fehlern wird nun institutionalisiert. Ihr Team merkt, dass es jetzt ist nicht mehr vom Zufall abhängt, ob und wann Sie im Team über Fehler sprechen.

    Dazu kommt, dass die Person, die den Fehler verursacht hat, sich von allen unterstützt und weiterhin wertgeschätzt fühlt. Das baut Stress ab und schweißt das Team zusammen.

    Die Erkenntnisse werden für alle nachvollziehbar dokumentiert, was den Lerneffekt noch verstärkt.

    Kontakt

    Ihre Angaben werden nur zur Beantwortung Ihrer Anfrage verwendet. Weitere Informationen finden Sie in den Datenschutzhinweisen.

    Schritt 5:
    Fehlerkultur skalieren

    Berichten Sie anderen Führungskräften von Ihren Erfahrungen und davon, was sich verändert hat.

    Dass Ihre Leute jetzt viel offener miteinander umgehen, sich gemeinsam mit den Problemen beschäftigen und tolle Lösungen entwickeln.

    Durch den aktiven und offenen Umgang mit Fehlern werden sie immer selbstbewusster und versierter im Umgang mit schwierigen Situationen.

    Alle Kollegen, die auch gerne die Fehlerkultur in ihren Teams einführen möchten, vereinbaren einen regelmäßigen Austausch zum Thema. So können sie von den Erfahrungen der anderen profitieren.

    Was ist das Ergebnis?

    Ihre Erfahrung ist ein Ansporn für die Kollegen, in ihren eigenen Teams eine Fehlerkultur einzuführen.

    Sie haben auch schon selbst bemerkt dass sich bei Ihren Leuten etwas verändert hat und wollen diese Veränderung auch gerne im eigenen Team sehen.

    Der Austausch zur Einführung der Fehlerkultur beschleunigt den Lernprozess im Unternehmen und ruft das gemeinsame Ziel aller Führungskräfte immer wieder in Erinnerung.

    3. Fazit:
    Die Effekte einer guten Füh­rungs­kul­tur

    Überlegen Sie, Ihre Fehlerkultur im Team zu entwickeln oder haben Sie schon Erfahrung damit gesammelt?

    Ich bin gespannt darauf, davon zu erfahren. Schreiben Sie mir gerne unten einen Kommentar!

    Picture of Veronika von Rüden

    Veronika von Rüden

    In 25 Jahren im HR-Management - auch in verantwortlicher Position - habe ich viele HR-Instrumente entwickelt. Irgendwann habe ich festgestellt, dass sie nicht funktionieren. Führungskräfte und Mitarbeiter akzeptieren sie nicht, nutzen sie nur halbherzig und versuchen, sie zu manipulieren.

    Da habe ich verstanden, dass es etwas anderes braucht, um Mitarbeiter zu motivieren: die richtige Unternehmens- und Führungskultur.

    Mein Anliegen ist, zusammen mit den Führungskräften das Arbeitsumfeld so zu gestalten, dass alle ihr Bestes geben können.

    Ich bin Organisationspsychologin und ausgebildet als Trainer, Business Coach und Change-Management Consultant.

    Wenn Sie mit mir zusammenarbeiten, bekommen Sie nichts von der Stange, sondern ich schaue mir an, wo Sie stehen, wo Sie hin möchten und was Sie dafür brauchen. Dafür entwickle ich ein maßgeschneidertes Konzept, das Ihre Führungskräfte überzeugt.

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